Schon vor 200 Jahren wusste man:
Fledermäuse sind "Conservateure" unserer Wälder
Der Frankfurter Medizinalrat J. Ph. A. Leisler (1722-1813) setzte sich schon nachhaltig für den Fledermausschutz ein (ALTUM 1872). Am 2. Januar 1813 schrieb Leisler an den bekannten Forstmann von Wildungen (zit. auch bei KIRK 1968):
„Ich kann diese Gelegenheit nicht vorbeigehen lassen, ohne Ihnen diese ungebührlich verachteten, ja oft verfolgten Thiere bestens zu empfehlen, da sie, wie ich versichern kann, im eigentlichsten Sinne Conservateurs der Wälder sind. Denn sie nähren sich hauptsächlich von solchen Nachtschmetterlingen, deren Larven die vorzüglichsten Verheerungen in unseren Wäldern anzurichten pflegen, und da wir ausser der Nachtschwalbe (Caprimulgus europaeus)keine nächtlichen Thiere haben, welche die Fledermäuse in dieser nützlichen Jagd unterstützen; so erhellet hieraus unwidersprechlich, dass unsere schönen Wälder bald entlaubt dastehen würden, wenn meine Conservateurs zu sorgen aufhörten, da die nicht häufigen Nachtschwalben allein nur sehr wenig würden ausrichten können. – Ich kann Ihnen einen überzeugenden Beweis hiervon liefern. Seit einigen Jahren wurden in den hiesigen Forsten (um Hanau) einige tausend alte Eichen, auf Befehl der Franzosen, gefällt, und da dies zu der Zeit geschah, da die Fledermäuse ihren Winterschlaf hielten; so befanden sich oft mehrere hundert in einem einzigen hohlen Aste, die dann muthwillig getödtet wurden, statt dass man sie, um ihren Schlaf fortsetzen zu können, in einen anderen hohlen Baume hätte einquartieren sollen. Der Erfolg hiervon war, dass die Processionsraupe (Bombyx processionea, L.) in den Gegenden, wo jene Bäume weggehauen worden, so ungeheuer sich vermehrt hat, dass im vorigen Jahre ganze Wälder von ihr entlaubt wurden und die schönsten Eichbäume kahl wie Besenreiser dastanden. – So viel ich als Laie in der Forstwirtschaft, von Männern vom Handwerke habe erfahren können, ist noch in keiner Verordnung die Beschützung und Erhaltung der Fledermäuse befohlen worden. Ihnen bleibt also die Ehre vorbehalten, dieses zuerst zu bewirken, welches um so nothwendiger sein dürfte, da dem Vorurtheil des ungebildeten Haufens nicht leicht entgegen gearbeitet werden kann, wenn nützliche Wahrheiten nicht zugleich durch höhere Autorität ein desto nachdrücklicheres Gewicht erhalten. Noch bemerke ich, dass die Gefrässigkeit der Fledermäuse so gross ist, dass die Zwergfledermaus (Vespert. Pipistrellus) in 11/2 Stunden 71 Fliegen bei mir in Gefangenschaft verzehrte, und Vespert. serotinus (der Spätling) in einer halben Stunde 12 Maikäfer frass. Wie viel schädliche Insecten werden also nicht schon nur von einem dieser nützlichen Thiere während der Sommermonate vertilgt!“